Über das Projekt
Diese Seite enthält Informationen über Forschungsgeschichte, Forschungsgegenstand, Editionsrichtlinien, Projektaufbau und Mitarbeiter:innen.
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Gabriela Kompatscher
Gabriela Kompatscher

Projektleitung

Gabriela Kompatscher unterrichtet an der Universität Innsbruck Klassische Philologie.
Martin Korenjak
Martin Korenjak

Projektleitung

Martin Korenjak unterrichtet an der Universität Innsbruck Klassische Philologie und Neulatein.
Magdalena Rufin
Magdalena Rufin

Projektmitarbeit

Magdalena Rufin arbeitete an der Universitätsbibliothek Innsbruck und im Rahmen verschiedener Projekte mit mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften und absolviert derzeit ihr Doktoratsstudium an der Universität Innsbruck.
Rocco Di Dio
Rocco Di Dio

Projektmitarbeit

Forschungsgeschichte und Projekt

Der sogenannte „Codex Fuchsmagen“ wird unter der Signatur „Cod. 664“ an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol aufbewahrt. Benannt ist er nach Johannes Fuchsmagen, einem gelehrten Diplomaten und Wegbereiter

Der sogenannte „Codex Fuchsmagen“ wird unter der Signatur „Cod. 664“ an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol aufbewahrt. Benannt ist er nach Johannes Fuchsmagen, einem gelehrten Diplomaten und Wegbereiter des Humanismus in Österreich, der im politischen und kulturellen Umfeld von Erzherzog Sigismund von Tirol, Kaiser Friedrich III. und Kaiser Maximilian I. tätig war (die umfassendste biographische Darstellung zu Johannes Fuchsmagen bietet Ruf 1877; online findet sich eine Lebensbeschreibung zu seiner Person etwa hier.)
Bis 2019 widersetzte sich die Handschrift einer gesamtheitlichen Erschließung; lediglich einzelne Aspekte zu Inhalt, Form und Geschichte wurden in einer Reihe von Forschungsbeiträgen erhellt, von denen hier nur einige wenige beispielhaft erwähnt werden sollen: 1880 erfuhr der Codex eine Teiledition durch Anton Zingerle, dessen Intention es war, in erster Linie die bisher unbekannten und unedierten lateinischen Gedichte abzudrucken. Erst etwa ein Jahrhundert später erwachte das Interesse an dieser Handschrift neu. Die an der Universität Innsbruck in den 1990er Jahren geplante Gesamtedition kam jedoch nicht zustande. Dafür wurde der Wichtigkeit des Codex durch eine Diplomarbeit Tribut gezollt, die 1994 von Gisela Nocker an der Universität Innsbruck eingereicht wurde, in welcher die Autorin zehn der Gedichte u.a. unter rezeptionsgeschichtlichem Aspekt analysiert und diesen gleichzeitig innerhalb ihres kulturellen und politischen Kontextes gerecht zu werden versucht. Ca. 15 Jahre später befasste sich Martin Korenjak im Rahmen des Projektes Tyrolensia Latina mit den Inhalten des Codex (Korenjak 2012, 85–89), und Petra Ausserlechner verfasste eine ausführliche kodikologische Beschreibung für den 7. Band des Innsbrucker Handschriftenkataloges (Ausserlechner 2011).
Schließlich startete unter Martin Wagendorfer (Universität München) 2019 ein vom FWF gefördertes Projekt zu Johannes Fuchsmagen. Im Zentrum der Forschung stehen dabei dessen Büchersammlung (siehe hier), der sog. „Fuchsmagen-Teppich“, der ikonographisch untersucht wird, sowie der „Codex Fuchsmagen“. Erst jetzt konnte daran gedacht werden, die Handschrift ganzheitlich zu erforschen, nämlich nach modernen Richtlinien zu edieren, zu übersetzen und zu kommentieren. Dafür konnten Magdalena Rufin und Rocco Di Dio gewonnen werden, deren Forschungsarbeit am „Codex Fuchsmagen“ von Gabriela Kompatscher und Martin Korenjak (Universität Innsbruck) begleitet wurde.

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Der Codex

Der „Codex Fuchsmagen“ ist bald nach 1500 wohl in Tirol oder Wien entstanden. Er ist nach einer neuzeitlichen Restaurierung in einen schmucklosen Gebrauchseinband aus dem 19. Jh. eingeschlagen, umfasst 153 Blatt Papier
Der „Codex Fuchsmagen“ ist bald nach 1500 wohl in Tirol oder Wien entstanden. Er ist nach einer neuzeitlichen Restaurierung in einen schmucklosen Gebrauchseinband aus dem 19. Jh. eingeschlagen, umfasst 153 Blatt Papier und misst im Buchblock 195 x 130 mm. Der Text wurde in einer regelmäßigen humanistischen Kursivschrift von zwei verschiedenen Schreibern niedergeschrieben und mit einfachen Rubrizierungen versehen. Die Handschrift gelangte wohl nach dem Tod Johannes Fuchsmagens in den Besitz entweder von dessen Bruder Leopold in Hall oder von Kaiser Maximilian I., fand anschließend ihren Weg in die Wappenturmbibliothek oder die Bibliotheca regiminalis in Innsbruck und ging schließlich 1745 von dort in den Gründungsbestand der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol ein.
Der „Codex Fuchsmagen“ enthält rund 230 lateinische Gelegenheitsgedichte in Form von Elegien, Epigrammen und Kurzepen, die aus den Federn von mehreren Dutzend vorwiegend italienischen und deutschen humanistischen Autoren stammen.
Allem Anschein nach kam die Sammlung zustande, indem die Schreiber verschiedene Gedichtgruppen oder Einzelgedichte, die ihnen jeweils getrennt vorlagen, in einheitlicher Formatierung in den Codex kopierten. Die Gedichte der einzelnen Autoren sind in aller Regel zu Blöcken zusammengefasst und einige Passagen scheinen als distinkte Gedichtzyklen oder -sammlungen konzipiert zu sein, da sie jeweils von einleitenden und abschließenden Stücken umrahmt oder durch eine sich über mehrere Gedichte erstreckende fortlaufende Handlung zusammengehalten werden.
Das Gros der Texte wurde zwischen dem Ende der 1480er Jahre und dem Jahr 1500 verfasst; vereinzelt wurden auch Texte aus früheren Jahrzehnten in den Codex aufgenommen.
Entstanden ist die Sammlung wahrscheinlich im Umfeld des gelehrten Tiroler Diplomaten und Kaiserlichen Rates Dr. Johannes Fuchsmagen (um 1450–1510), dem viele der Gedichte gewidmet sind. Viele der Dichter entstammen dem Umfeld des Wiener Humanistenkreises; einige standen im Dienste der Kaiser Friedrich und Maximilian; die meisten waren Fuchsmagen oder anderen kaiserlichen Beamten in Freundschaft verbunden.
Inhaltlich thematisiert der überwiegende Teil der Gedichte dementsprechend auf panegyrische Art und Weise das Leben und die Leistungen der österreichischen Fürsten, hochrangiger Beamter und anderer Mitglieder des Hofes sowie die politischen und gesellschaftlichen Umstände und Geschehnisse der Zeit; hin und wieder finden sich Lobpreisungen und Widmungen an andere zeitgenössische Gelehrte; eher selten werden auch andere Inhalte wie private Erlebnisse, Liebesverhältnisse oder religiöse Motive bearbeitet; vereinzelt sind poetische Selbstreflexionen, sittenkritische Angriffe, persönliche Schmähreden oder literarische Scherze vertreten.

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Der Text

Die vorliegende Edition will die Handschrift als Gesamtkunstwerk würdigen, da sie nicht nur in kodikologischer Hinsicht einzigartig ist, sondern auch inhaltlich und konzeptuell (in ihrer Ausrichtung auf Fuchsmagen) eine Einheit bildet.

Die vorliegende Edition will die Handschrift als Gesamtkunstwerk würdigen, da sie nicht nur in kodikologischer Hinsicht einzigartig ist, sondern auch inhaltlich und konzeptuell (in ihrer Ausrichtung auf Fuchsmagen) eine Einheit bildet.
Der Codex wurde kritisch ediert: Eingriffe in den Text wurden dann vorgenommen, wenn es das Textverständnis erforderte oder offensichtliche Fehler oder Verschreibungen von Seiten der Schreiber vorlagen. Bei einem Teil der Gedichte wurden weitere Handschriften sowie einige frühneuzeitliche und moderne Drucke und Editionen (vgl. Bibliographie) im Zuge der Texterstellung berücksichtigt. Unter diesen Parallelüberlieferungen nimmt der Cod. 3506 aus der Wiener ÖNB eine Sonderstellung ein. Seine Entstehung scheint eng mit jener des Codex Fuchsmagen zusammenzuhängen. Sein Inhalt entspricht im Wesentlichen jenen Texten, die der Codex Fuchsmagen in seinem ersten Drittel (bis Bl. 47) enthält. Mit wenigen Ausnahmen enthält er also dieselben Gedichte von Paulus Amaltheus, Quintus Aemilianus Cimbriacus und Domenicus de Viterbio wie die Innsbrucker Handschrift. Der Wiener Codex gehörte einem Besitzvermerk zufolge einst Johannes Cuspinian, einem Freund Fuchsmagens. Aufgrund einer deutlich abweichenden Reihenfolge der einzelnen Stücke, einiger fehlender Gedichte und klarer Trennfehler in den Texten kann man ausschließen, dass einer der beiden Codices als direkte Vorlage des jeweils anderen fungiert haben kann. Eher ist anzunehmen, dass die Kompilatoren der beiden Handschriften auf ähnliche oder dieselben Vorlagen zurückgegriffen haben, die im gemeinsamen Bekanntenkreis von Fuchsmagen und Cuspinian zirkuliert sind, und zwar nicht in Form einer festgefügten Sammlung, sondern als lose Schriftstücke, was die deutlich abweichende Reihenfolge der Texte erklären würde.
Vom Codex Fuchsmagen abweichende Textvarianten aus den verschiedenen Quellen werden nur dann im Kritischen Apparat erwähnt, wenn sie als vorzuziehende Versionen in den Editionstext aufgenommen wurden oder wenn es sich um bedenkenswerte Alternativen handelt. Emendationen und Konjekturen wurden teilweise aus anderen Editionen übernommen und teilweise selbst vorgenommen; auch diese Angaben finden sich im Kritischen Apparat. Eine Liste der verwendeten Editionen und Handschriften findet sich hier.
Hinzugefügte Elemente werden durch <>, entfernte durch [] gekennzeichnet. Die Liste der im Kritischen Apparat verwendeten Abkürzungen findet sich hier.
Abkürzungen wurden ohne Kennzeichnung aufgelöst. Die Graphie wurde klassischem Usus angepasst (auch bei griechischen Wörtern), nicht jedoch, wenn die handschriftliche Variante metrisch notwendig ist; im Falle mehrerer gebräuchlicher orthographischer Varianten orientierten wir uns an den Hauptlemmata von Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Hannover 1913. Eigennamen wurden standardisiert, wenn sie in antikem Griechisch und Latein belegt sind (z.B. Hemylianus zu Aemilianus), ansonsten in der ursprünglichen Schreibung belassen (z.B. deutsche Namen wie Perger). U und v wurden entsprechend ihrem phonetischen Wert normalisiert, j wurde durch i ersetzt.
Es wurde nach modernen Richtlinien interpungiert; Großbuchstaben wurden am Beginn von Sätzen und Versen, nach Doppelpunkt, wenn darauf ein ganzer Satz folgt, sowie im Anlaut von Eigennamen und von Adjektiven, die von Eigennamen abgeleitet sind, gesetzt; Deus/Divus wurde dann großgeschrieben, wenn der christliche Gott gemeint ist.
Die Gedichte des Codex wurden laufend durchnummeriert. Zu jenen Gedichten, deren Autor bekannt ist, wird jeweils eine knappe Angabe (Autorenname, Lebensdaten) mitsamt Verlinkung auf eine Biographie gegeben. Jedes Gedicht wird mit der Abkürzung C. (= Carmen) plus fortlaufender Nummer überschrieben. Darauf folgt jeweils in Klammern, durch Strichpunkte getrennt, die benützte Parallelüberlieferung: Dabei werden zunächst die Siglen der jeweils herangezogenen Manuskripte mit Blattangabe genannt, anschließend, sofern vorhanden, die Nummer des Gedichts in der Edition von Zingerle angegeben und zuletzt etwaige weitere benutzte Ausgaben mit dem Namen des Herausgebers und einer Nummern- oder Seitenangabe angeführt. Die Auflösungen der Abkürzungen sind jeweils in der Bibliographie angegeben.

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Die Übersetzung

Die deutsche Version der Texte soll das Verständnis der lateinischen Originale erleichtern, weshalb sie so nah wie möglich am Ausgangstext bleibt, aber trotzdem eine flüssig lesbare Übersetzung in Prosa bietet.
Die deutsche Version der Texte soll das Verständnis der lateinischen Originale erleichtern, weshalb sie so nah wie möglich am Ausgangstext bleibt, aber trotzdem eine flüssig lesbare Übersetzung in Prosa bietet.

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Der Kommentar

Hierbei handelt es sich um einen Sachkommentar, der zu einem grundlegenden Verständnis des jeweiligen Gedichtes beitragen soll. Jeweils einleitend voran stehen eine kurze Zusammenfassung und Charakterisierung des Gedichtes,

Hierbei handelt es sich um einen Sachkommentar, der zu einem grundlegenden Verständnis des jeweiligen Gedichtes beitragen soll. Jeweils einleitend voran stehen eine kurze Zusammenfassung und Charakterisierung des Gedichtes, gegebenenfalls eine Skizzierung des historischen Hintergrunds sowie das jeweilige Metrum (sofern es sich nicht um leicht zu erkennende Elegische Disticha oder um Hexameter handelt). Der Text wurde mit Erklärungen zu Personen, Orten, politischen, biographischen und historischen Umständen, mythologischen und literarischen Anspielungen sowie korrupten Textstellen versehen. Diese können durch Anklicken der jeweils fett markierten Worte des lateinischen Textes sichtbar gemacht werden. Auf die Quellenangaben wurde bei Informationen, die online frei zugänglich und schnell auffindbar sind, verzichtet.
Dass der Kommentar auf Englisch verfasst wurde, liegt an der internationalen Zusammensetzung des Teams, dessen gemeinsame Arbeitssprache Englisch war.
Zeit- und pandemiebedingt waren beim vorläufigen Abschluss des Projektes im März 2022 noch einige Fragen offen, deren Klärung hoffentlich im Laufe der Zeit nachgeholt werden kann.
Sekundärliteratur wird innerhalb des Kommentars in Form von Kurzzitaten erwähnt; die kompletten Literaturangaben sind jeweils in der Bibliographie nachzulesen.

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Die Mitarbeiter:innen

Die Arbeit an der Edition wurde folgendermaßen unter den Projektmitarbeiter:innen Magdalena Rufin (MR) und Rocco Di Dio (RD) aufgeteilt:

Die Arbeit an der Edition wurde folgendermaßen unter den Projektmitarbeiter:innen Magdalena Rufin (MR) und Rocco Di Dio (RD) aufgeteilt:

Transkription
C. 1–17, 64–68, 70–97, 146–148, 151–233: RD (Überarbeitung durch MR)
C. 18–63, 69, 98–145, 149–150: MR

Übersetzung
MR

Kommentar und Apparat
Zusammenarbeit MR und RD

Betreuung und Vorarbeiten
Gabriela Kompatscher und Martin Korenjak haben das Projekt betreut und ihrerseits folgendes beigetragen:
Erstfassung der Transkriptionen der Gedichte 18-35 (Cimbriacus) inkl. kritischem Apparat sowie Vorarbeiten zur Handschrift und dem Adressaten Fuchsmagen;
Durchsicht von Text, Übersetzung und Kommentar.

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