C. 110
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DER MARMORNE GRABSTEIN DES GÖTTLICHEN KAISERS FRIEDRICH III. LAUTET FOLGENDERMAẞEN
MARMOR SEPULCRALE CAESARIS DIVI FRIDERICI TERTII SIC AIT
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Transkribierter Text | Übersetzung | ||
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1 | Pacis eram dives adverso nomine Caesar, | Meinem unpassenden Namen nach war ich als Kaiser reich an Frieden, | |
2 | Alter Olybrius et rite vocatus oryx, | ich war ein zweiter Olybrius und wurde zu Recht Oryxantilope genannt, | |
3 | Namque sagax auctor bellorum pace relicta | denn als gerissener Anstifter von Kriegen und als Friedensbrecher | |
4 | Inveni procerum litibus usque viam. | fand ich inmitten der Streitereien der Adligen immerzu einen Weg. | |
5 | Displicuit, quodcumque aliis placuisse solebat, | Stets missfiel mir, was auch immer anderen gefiel, | |
6 | Et placuit rursus omne, quod odit homo; | und umgekehrt mochte ich alles, was die Menschen hassen; | |
7 | Proque die nox atra dedit moderamina rebus, | Anstelle des Tages regierte ich die Welt in der dunklen Nacht, | |
8 | Foverat ad lucem frigida crura sopor; | bei Tageslicht wärmte tiefer Schlaf meine eiskalten Beine; | |
9 | Alter Erichthonius curru transivimus orbem, | Wie ein zweiter Erichthonius fuhr in meinem Wagen durch die Welt, | |
10 | Me pedis ille pudor fecit Erichthonium. | jener schmachvolle Makel am Fuß machte mich Erichthonius gleich. | |
11 | Saturni tenebras, Neptuni pocla cupivi, | Ich sehnte mich nach der Finsternis des Saturn, den Tränken des Neptun, | |
12 | Ditis opes, aquilam cum Ganymede Iovis. | den Reichtümern des Dis und dem Adler des Jupiter mitsamt Ganymed. | |
13 | Hinc Phlegethontëis sparsa est mihi tibia guttis, | Dann wurde mein Schienbein mit Tropfen aus dem Phlegethon übersät, | |
14 | Quae properante Croni falce putanda fuit. | und musste eilends mit Kronos' Sichel abgetrennt werden. | |
15 | Antea non adeundus eram, prodire negabam | Vorher durfte man sich mir nicht nähern, ich weigerte mich, hinauszugehen, | |
16 | Nec volui claris cognitus esse viris - | und wollte von berühmten Männern nicht erkannt werden - | |
17 | Tum solamen erant homines, foetorque vetabat: | damals aber wären mir Menschen ein Trost gewesen, doch der Gestank verhinderte es: | |
18 | Quos bene olens fugi, me male olente fugo. | Diejenigen, vor denen ich floh, als ich gut roch, die schlug ich nun, da ich übel roch, in die Flucht. | |
19 | Post igitur quam membra rigent, ego corpus inane | Nachdem mir nun die Glieder erstarrten, verwandle ich meine leere Leibeshülle | |
20 | Marmore commutans ilico fio lapis. | auf der Stelle in Marmor und werde zu Stein. | |
Anno 1493 Cecidit corona Friderici. quem vita Sebaldus extinx<it?>. Hoc vulgari carmine Anni mortis Caesaris Friderici per litteras numerantur. | Im Jahr 1493 ging die Krone Friedrichs unter, den Sebald aus dem Leben riss. In diesem groben Gedicht werden die Jahre des Todes von Kaiser Friedrich durch Buchstaben(?) gezählt(?). |