C. 111
(N 104v; Zingerle Nr. 83; Hartfelder Nr. V,1)
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GEDICHT VON KONRAD CELTIS AN DEN KÖNIGLICHEN RATSHERRN JOHANNES FUCHSMAGEN

CONRADI CELTIS CARMEN AD IOANNEM FUSSEMANUM REGIUM SENATOREM

Anzahl Seiten
2
Anzahl Zeilen
30
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Transkribierter Text Übersetzung
1 Heu miseram sortem duramque a sidere vitam, Ach, was ist das für ein unglückliches Schicksal und was für ein hartes Leben, das Gott
2 Quam dat doctiloquis vatibus ipse Deus! vom Himmel herab den gelehrt sprechenden Dichtern beschert!
3 Sive deus seu fata ferant seu nostra voluntas, Ob nun ein Gott oder die Schicksalsmächte oder unser eigener Wille es so bestimmen,
4 Sunt miseri, ingeniis qui micuere bonis! elend sind die, die mit ihren vortrefflichen Begabungen glänzen!
5 Virgilius patrios miserandus perdidit agros Der beklagenswerte Vergil hat den väterlichen Landbesitz verloren
6 Et servus stabulis factus in urbe fuit; und musste sich als Knecht in den Ställen der Stadt verdingen;
7 Proscriptus Geticas habitavit Ovidius oras der geächtete Ovid wohnte im Land der Geten
8 Et procul a patria barbara regna tulit; und ertrug fern der Heimat die Herrschaft der Barbaren;
9 Tarpeiae invisus fuerat sed Horatius urbi, Horaz dagegen war in der tarpejischen Stadt verhasst,
10 Solus Maecenas verus amicus erat. allein Mäcenas war ihm ein wahrer Freund.
11 Ast ego, Germano qui primus in orbe poeta, Ich aber, der ich der erste Dichter im Germanenland bin,
12 Cui scripta est multis patria carminibus der ich in vielen Gedichten über meine Heimat schrieb,
13 Et virtus laudata bonis, scelera exagitata, die Tugend pries und die Verbrechen verdammte, in vortrefflichen Liedern,
14 Quae pia posteritas non sine laude canet - welche die Nachwelt voller Respekt loben und singen wird -
15 Me miserum quotiens iniuria ficta lacessit wie oft wurde ich Elender mit erlogenen Verleumdungen angegriffen,
16 Innocuam vitam commaculare studens! die darauf abzielten, mein rechtschaffenes Leben zu diffamieren!
17 Forsitan haec nobis Deus ad meliora paravit, Vielleicht hat Gott dies zu meinem Wohle veranlasst,
18 Ut pateat vitae candida fama meae. auf dass meinem Leben strahlender Ruhm zuteilwerde.
19 Accedit nostris ingens nunc pondus erumnis, Zu meinen Mühsalen kommt nun noch eine weitere gewaltige Last hinzu,
20 Infirmus lecto volvar ut ipse meo. derentwegen ich mich kraftlos in meinem Bett hin und her wälze.
21 Iamque miser iaceo cunctis despectus amicis, Und nun liege ich Unglücklicher darnieder, von allen Freunden verschmäht,
22 Dum me pauperies vexat et atra lues. während mich die Armut und die grauenvolle Krankheit quälen.
23 Scilicet adversis rebus se prodit amicus, Und siehe da, in diesen schweren Zeiten offenbart sich ein Freund,
24 Ignotus laetis qui mihi rebus erat: der mir in glücklichen Zeiten unbekannt war:
25 Solus ades, nostros poteris qui auferre dolores, Du allein stehst mir bei, der du meinen Kummer lindern kannst,
26 O Fusemanne, meis unica cura malis! o Fuchsmagen, du einzige Heilung für mein Leiden!
27 Te mea Musa rogat, quae te super aethera tollit, Meine Muse, die dich hoch in den Himmel lobt, fleht dich an,
28 Pollicita ut regis iam mihi summa detur. dass mir der vom König versprochene Geldbetrag bald entrichtet wird.
29 Ni faciant, veniet mea sub fora cara supellex, Wenn das nicht geschieht, werde ich meinen wertvollen Hausrat auf den Märkten verkaufen müssen,
30 Ut mihi iam miseros comparet aere cibos. um mir von dem Geld dann ein ärmliches Essen kaufen zu können.