C. 191
(Ábel/Hegedüs 414-416)
Mirador should be here!

AN DEN GROẞARTIGEN UND VORTREFFLICHSTEN HERRN JOHANNES FUCHSMAGEN, EIN ELEGISCHES GEDICHT VON JACOBUS PISO IN HUNDERT ZEILEN

AD MAGNIFICUM AC EXCELLENTISSIMUM VIRUM IOANNEM FUSEMANNUM IACOBI PISONIS ELEGIA EX HECATOSTICHO

Beschreibung
This poem is dedicated to Fuchsmagen. After having a nightmare, Piso has another dream at dawn. He is led by Pan to the Muses' cave and meets Apollo, with whom he has a conversation and who marries his daughter Calliope off to him. Piso asks him what dowry he should give to his bride. The god, who seems to guess that the poet is in fact too poor to give anything, calms him by predicting that he will meet Fuchsmagen, a great patron of poets, in Vienna. That is exactly what happens a little later.

The term "ex hekatosticho" refers to the fact that the poem comprises one hundred (Greek "hekatón") verses ("stíche"). The origin of this kind of poetry can be traced back to Francesco Filelfo, whose "Saturae" comprise one hundred verses each.
Anzahl Seiten
5
Anzahl Zeilen
100
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Transkribierter Text Übersetzung
1 Nuper ubi variis animum subducere curis Als es mir neulich beliebte, meinen Geist all den verschiedenen Sorgen
2 Collibuit (requiem quodque reposcit opus) zu entziehen (eine jede Arbeit erfordert Erholung),
3 Fessa soporifero sternebam membra grabato, lagerte ich meine erschöpften Glieder auf ein schlafspendendes Bett,
4 Exigua cupiens illa novare mora. weil ich sie mit einer kleinen Ruhepause erfrischen wollte.
5 Inde vaporantis stomachi me cura profundo Daraufhin ließ mich die Unruhe in meinem ausdampfenden Magen
vaporantis stomachi
vaporantis may be understood as a synonym for fumantis: a hot meal has warmed the stomach of the poet.
6 Demersit somno somnia falsa movens, in einen tiefen Schlaf fallen und bescherte mir trügerische Traumbilder,
7 Qualia per visum ventri distentus obeso so wie sie einer, dessen fetter Bauch zum Platzen gefüllt ist mit Schweinefleisch,
ventri
this form replaces the regular ablative ventre for metrical reasons. The ablative endings -e and -i are often confused in post-antique Latin.
8 Sumine vel temeto plenus habere solet, oder einer, der voller Wein ist, durch Erscheinungen zu haben pflegt,
9 Aut ut amans, placidae qui lactea colla puellae, oder wie ein Liebender, der in einer durchwachten Nacht so sehr vor Leidenschaft entbrannt ist, dass er glaubt, den milchweißen
10 Quam vigil exarsit, iam tetigisse putat: Hals der sanften Geliebten soeben berührt zu haben:
11 Sic Ephialteas nova per phantasmata formas Ebenso soll man, wie es heißt, im halbwachen Dämmerschlaf häufig albtraumhafte
Ephialteas...formas
the expression refers to the frightening images one may perceive during a nightmare. According to Greek belief, these were caused by a demon called Ephialtes.
12 Semivigil fertur saepe timere quies. Erscheinungen in Form sonderbarer Trugbilder zu fürchten haben.
13 Sed mediam postquam peragebant sidera noctem Aber nachdem die Sterne die Nacht zur Hälfte durchlaufen hatten
14 Et matutinus Lucifer ortus erat, und der Morgenstern Venus aufgegangen war,
matutinus Lucifer
Lucifer ("light-bearer") is a name for the planet Venus in its capacity as the morning star.
15 Iam minor in crasso regnabat corpore moles herrschte schon weniger Schwere in meinem dicken Leib,
16 Liber et occepit spiritus esse magis. und der Geist begann freier zu schweifen.
17 Visus eram magno Tegeaei numine Panis Mir dünkte, ich würde von der gewaltigen göttlichen Macht des tegeischen Pan
Tegeaei...Panis
the expression indicates Pan's Arcadian origin. Tegea was a city in Arcadia.
18 Ad sacra Pieridum protinus antra rapi. zu den heiligen Grotten der Pieriden entrückt.
Pieridum
Pierides is another name for the Muses. However, in this context, these deities seem to be assimilated to the Nymphs, who are more closely connected to Pan.
19 Hic procul errantes diverso rure puellas Dort sah ich von Weitem Mädchen in einer entlegenen Landschaft
20 Vidi et occulto saucius igne fui. umherstreifen und wurde von einer heimlichen Liebesglut geplagt.
21 Huc me praecipitem (sed non mihi verba licebat Dorthin lockte mich blindlings die Liebe (doch vor lauter Schauder vor Pan
22 Pana perhorrenti fundere) traxit amor, gelang es mir nicht, irgendwelche Worte herauszubringen),
23 Saepius at tacito mecum sub pectore dixi: aber in meinem Inneren sagte ich mehrmals still zu mir:
24 „Ah propius nostrum si fore posset iter!" „Ach, wenn unser Weg doch nur näher heran führen könnte!"
25 Haec ubi me Phoebus - nam conspicit omnia - pernix Sowie Phoebus rasch erkannte - denn er sieht alles -, dass ich
Phoebus
Apollo.
26 Affectare videt, vertere terga cupit, dorthin strebte, verlangte er von mir, kehrtzumachen,
27 Meque mora ludit. Quid enim nisi ludus et omne und neckte mich mit Verzögerungen. Denn was außer ein spielerischer Zeitvertreib und lediglich
28 Ludibrium superis esse putatur homo? ein Gegenstand des Gespöttes könnte man glauben, dass der Mensch für die Götter ist?
29 Sicut enim manibus subito pila torta magistri Denn gleich wie ein Spielball plötzlich durch die Hände des Schullehrers geworfen
30 Fertur in excelsum mox ruitura tamen, und in die Höhe geschleudert wird, und dennoch dazu bestimmt ist, bald wieder herabzustürzen,
31 Sic nutu Fortuna suo ioculariter astra so erhebt uns die Schicksalsgöttin je nach ihrem Willen zum Spaß in die Höhe,
32 Tangere nos mittit praecipitesque rotat. bis wir die Sterne berühren, und schleudert uns jählings wieder hinab.
33 Hoc me ferventem nimis inflammanter amore Mir, der ich von dieser allzu glühenden Sehnsucht entbrannt war,
34 Talibus occepit Phoebus adire modis: begann sich Phoebus auf folgende Art und Weise zu nähern:
35 ,,Quid tibi solliciti pendent in corde dolores? „Warum lastet ein quälender Kummer so schwer auf deinem Herzen?
36 Plus solito pallor cur vel in ore sedet? Weshalb ist selbst dein Antlitz blasser als gewöhnlich?
37 Forte doles patrios olim liquisse penates, Betrübt es dich vielleicht, einst dein väterliches Heim verlassen zu haben,
patrios olim liquisse penates...Externos visitans me rapiente Lares
The poet claims to have left his homeland (designated metonymically by the Roman Lares, tutelary deities of the household) in order to gain fame as a poet.
38 Externos visitans me rapiente Lares? um auf mein vehementes Drängen hin fremde Wohnsitze zu besuchen?
patrios olim liquisse penates...Externos visitans me rapiente Lares
The poet claims to have left his homeland (designated metonymically by the Roman Lares, tutelary deities of the household) in order to gain fame as a poet.
39 Si tibi dura via est, sedes repetamus avitas: Wenn dir die Reise zu beschwerlich ist, lass uns zu deiner angestammten Wohnstätte zurückkehren:
40 Contentus patriis moribus esse potes." Dort kannst du zufrieden nach der Gewohnheit deiner Vorväter weilen."
41 Dixerat et magnam deus assimulaverat iram, So sprach der Gott und gab sich sehr zornig,
42 Quae mihi de toto corde timenda fuit. wovor ich mich mit ganzem Herzen fürchtete.
43 Non mihi vox fuerat. Quid enim loquerentur amantes, Mir versagte die Stimme. Denn was könnten Liebende sagen,
44 Quos fieri elingues saepe coegit amor? wenn doch die Liebe sie sprachlos gemacht hat?
45 Postremo statui tremulo de pectore vocem Endlich beschloss ich, Worte aus meiner bebenden Brust
46 Rumpere, sed vetuit multa silere pudor: herauszubringen, aber das Ehrgefühl gestattete mir nicht, vieles zu verschweigen:
47 „Non mihi, Phoebe pater, sunt patria iugera curae, „Nicht das heimatliche Land, Vater Phoebus, bereitet mir Kummer,
48 Nec per inassuetas me piget ire vias. und es verdrießt mich auch nicht, ungewohnte Wege zu beschreiten.
49 Non est haec nostri revera causa doloris, In Wahrheit ist nicht dies der Grund für mein Leid,
Tit. Fusemannum O : Fuxmagen m2 in mg. sn. add. O
Tit. Hecatosticho scr. Hectratosticho O
78 Paris coni. : poni coni. Ábel/Hegedüs : pani O
97 Fusemanne coni. : Femanne O